Seit zwei Jahren stellt uns die Corona-Pandemie vor große Herausforderungen: Besonders Familien,
Studierende, Kinder und Jugendliche, aber auch ältere Menschen und weitere vulnerable Gruppen sind
von den Einschränkungen des täglichen Lebens betroffen. Kulturschaffenden, gastronomischen
Betrieben, dem Einzelhandel und vielen anderen Branchen geht es an die Existenz. In Kliniken und
Pflegeheimen gehen Ärzt*innen sowie das Gesundheits- und Pflegepersonal täglich bis an ihre Grenzen
und darüber hinaus, um an COVID-19 Erkrankten zu helfen und den regulären Betrieb weiter aufrecht
zu erhalten.
Die Pandemie beeinträchtigt den Alltag von uns allen und verlangt uns viel ab. In dieser Zeit zählen
Zusammenhalt, Achtsamkeit und Solidarität, aber auch Nachsicht, Umsicht und Geduld. Denn auch
wenn sich nicht jeder bislang beschrittene Weg tatsächlich als zielführend erweist: Die politisch
Verantwortlichen versuchen auf allen Ebenen und mit allen Mitteln, das Beste zu tun, gesundheitlichen
Schaden von den Menschen abzuwenden und dabei Wirtschaft, Handel und Kultur gut durch die Krise
zu bringen. Selbstverständlich müssen wir in Politik und Gesellschaft weiterhin übergreifend
miteinander diskutieren und gemeinsam den besten Weg suchen, um möglichst gut und in absehbarer
Zeit aus dieser Pandemie herauszukommen.
Die Versammlungsfreiheit ist ein essentieller Teil unserer Demokratie, für den die unterzeichnenden
Parteien jederzeit einstehen. Demokratische Spielregeln mit unangemeldeten „Corona-
Spaziergängen“ zu umgehen und Infektionsschutzregelungen bewusst zu ignorieren, überschreitet
jedoch eine Grenze, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie den notwendigen
Gesundheitsschutz der Bevölkerung, der ebenso eines der verbrieften Rechte im Grundgesetz ist. Mit
Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung hat ein solches Verhalten nichts mehr zu tun.
Wir haben Verständnis für diejenigen, die Fragen zur Schutzimpfung haben, sich immer noch unsicher
sind, sich aber durch Einhaltung von Maskenpflicht, Abstands- und Testgeboten solidarisch an der
Pandemiebekämpfung beteiligen. Wir akzeptieren nicht, dass Rechtsextreme und
Verschwörungsideolog*innen die Unsicherheit der Menschen für ihre Zwecke instrumentalisieren und
stellen uns diesen demokratiefeindlichen Tendenzen entschieden entgegen.
Wir fordern die Teilnehmenden der „Spaziergänge“ auf, genau hinzuschauen, mit wem sie bei einer
nicht angemeldeten Demonstration „spazieren gehen“ und ob sie die offensichtlich
antidemokratischen Werte und unsolidarischen Haltungen der Initiator*innen wirklich teilen. Denn
hier geht es nicht um Frieden, Freiheit oder gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern um das
komplette Gegenteil. Wir rufen die Einwohner*innen Marburgs zu einem friedlichen Miteinander auf,
zu Dialog und Austausch. Wir verurteilen Hass, Hetze und Gewalt.
Lassen Sie uns als Stadtgesellschaft weiter zusammenhalten und solidarisch füreinander einstehen!